Die Symptome eines
Bandscheibenvorfalls
Was sind die typischen Symptome eines Bandscheibenvorfalls? Passen meine Beschwerden zu einem Bandscheibenvorfall? Kann ein Bandscheibenvorfall verschiedene Beschwerden verursachen?
Hier finden Sie alle notwendigen Informationen über die Symptome eines Bandscheibenvorfalls.
Nutzen Sie auch unseren Selbsttest und erfahren Sie, ob ein Bandscheibenvorfall vorliegen könnte.
Erste Beschwerden nach Auftreten eines Bandscheibenvorfalls
Viele unserer Patienten berichten, dass die ersten Symptome nach einer schweren Belastung auftraten: "Ich habe bei einem Umzug geholfen,..." "Nach 3 Tagen Fliesenlegen begann es plötzlich,..." "Wir haben im Garten hart gearbeitet, das war auch nötig, aber dann...".
Oft verspürt man zuerst einen dumpfen oder stechenden Schmerz im unteren Rücken. Zu diesem Zeitpunkt muss man sich noch keine Sorgen machen. Das erleben wir alle irgendwann in unserem Leben, ohne dass dahinter ein Bandscheibenvorfall steckt. In über 90% der Fälle handelt es sich tatsächlich einfach um Muskelkater oder eine akute Überlastung der Gelenke. Eine kurze Pause, vielleicht eine Paracetamol oder Ibuprofen Tablette sowie etwas Kühlung sind meist ausreichend, um die Beschwerden zu lindern.
Wenn der Schmerz dann nach einigen Stunden oder Tagen wieder verschwindet, können Sie alles beruhigt vergessen.
Leider ist dies nicht immer der Fall. Der Schmerz kann auch in die Gesäßmuskulatur oder in ein Bein ausstrahlen. Dort können die Schmerzen dann sehr intensiv werden und sich anfühlen wie Stromschläge oder ein Messerstich. Wenn dies passiert, sollten Sie an einen Bandscheibenvorfall denken.
In das Bein einschießende Schmerzen-
Symptome eines Bandscheibenvorfalls im unteren Rücken, Nervenschmerzen
Nervenbahnen agieren wie Stromkabel, die vom Rücken bis zum Fuß verlaufen. Kommt es zu einem Bandscheibenvorfall, kann durch den Druck auf diese "Kabel" ein Kurzschluss entstehen. Wie dies empfunden wird, kann stark variieren. Viele Menschen beschreiben es als einen stechenden oder elektrischen Schmerz, der vom Rücken oder der Gesäßmuskulatur ins Bein, die Rückseite des Beines und oft auch bis zum Knöchel und Fuß ausstrahlt. Der Schmerz folgt dem Verlauf der Nerven, die eingeklemmt werden.
Kribbeln, Taubheitsgefühle und Missempfindungen
Seltsame Empfindungen werden wahrgenommen.
Nerven haben mehrere Funktionen. Eine sehr wichtige Funktion besteht darin, Informationen aus dem Körper, beispielsweise aus den Beinen, zum Gehirn zu leiten. Es ist wichtig zu wissen, ob die Füße im Winter zu erfrieren drohen oder, ob Sie versehentlich auf heiße Kohlen treten. Die Nerven leiten diese Informationen an das Gehirn weiter und Sie können darauf reagieren. Völlig automatisch!
Wird ein Nerv durch einen Bandscheibenvorfall eingeklemmt, wird dieser Informationsfluss entweder unterbrochen oder verfälscht. Sie "denken", die Füße seien kalt, aber wenn Sie sie berühren, sind sie warm. Oder es fühlt sich an, als würde Wasser darüber laufen. Dies sind Anzeichen dafür, dass die Nervenleitung gestört ist.
Lähmung, Muskelschwäche, Ermüdung der Beine
Die Muskeln gehorchen nicht mehr: Lähmungserscheinungen und schnelle Erschöpfung sind die Folge.
Eine weitere wesentliche Funktion des Nervs ist die Steuerung der Muskeln. Um den Körper kontrollieren und bewegen zu können, sendet das Gehirn Befehle an die Muskeln - vergleichbar mit der Betätigung eines Lichtschalters, wodurch der Strom zur Lampe fließt und sie zum leuchten bringt. Ist die Leitung defekt, gibt es kein Licht. Ist der Nerv eingeklemmt, weiß der Muskel nicht, dass er sich bewegen soll.
Am häufigsten tritt die sogenannte "Fallfuß"-Symptomatik auf. Der Muskel, der den Fuß beim Gehen anheben sollte, funktioniert nicht. Der Fuß klappt bei jedem Schritt nach unten. Natürlich gibt es auch viele andere Muskeln, die von verschiedenen Nerven gesteuert werden. Der erste Nerv des Steißbeins (S1-Nerv) ist beispielsweise dafür verantwortlich, auf den Zehen zu stehen und die Gesäßmuskulatur anzuspannen. In die Hocke zu gehen, ohne durchzusacken (beim Testen vorsichtig sein!), wird durch weiter oben (im unteren Rückenbereich) liegende Nerven ermöglicht.
Ein Verlust von Muskelfunktionen ist stets
besorgniserregend. Die Funktion kann sich auch ohne Operation wieder erholen, vorausgesetzt, der Körper kann den Bandscheibenvorfall von selbst schnell genug beseitigen. Das gelingt jedoch nicht immer. Daher ist es ratsam, bei einem Verlust von Muskelfunktionen schneller einzugreifen und möglichst rasch den Druck vom Nerv zu entfernen. Ab diesem Zeitpunkt kann der Heilungsprozess bereits beginnen.
Störungen von Blase und Darm
Äußerst selten kommt es durch einen Bandscheibenvorfall zu Blasen- und Darmstörungen. Beim Erwachsenen verlaufen im unteren Rücken nur die Nervenfasern, es gibt hier kein Rückenmark mehr. Das bedeutet, dass im Nervenkanal meist viel Platz ist, der mit Liquor (Hirnwasser) gefüllt ist. Dennoch gibt es auch im unteren Rücken bevorzugte Stellen, an denen Bandscheibenvorfälle entstehen. Und genau dort liegt der ein oder andere Nerv in unmittelbarer Nähe. Die Nerven, die zur Blase und zum Darm führen, verlaufen zentral und reichen bis zum Steißbein. Um diese Nerven zu komprimieren, müsste der Bandscheibenvorfall so groß sein, dass der gesamte Nervenkanal mit allen darin verlaufenden Nerven komprimiert wird. Dies ist selten, aber gefährlich. Denn genau wie bei dem Ausfall eines Muskels entfällt nun die Funktion von Blase und/oder Darm. Wäre dieser Ausfall dauerhaft, hätte dies massive Auswirkungen auf die Lebensqualität. Droht also ein solcher Ausfall - dies wird als Cauda-Syndrom bezeichnet -, besteht dringender Handlungsbedarf! Der Druck auf den Nerv muss so schnell wie möglich beseitigt werden. Bei einer Lähmung des Blasenmuskels entsteht meist eine sogenannte "Überlaufblase". Normalerweise bietet der Blasenmuskel Widerstand gegen das Dehnen bei kontinuierlicher Füllung. Wird der Druck zu hoch, öffnet sich der Schließmuskel und die Blase entleert sich. Ist der Blasenmuskel gelähmt, füllt sich die Blase immer weiter und dehnt sich aus wie ein Ballon. Schlanke Menschen können die Blase dann im unteren Bauchbereich spüren. Sie bemerken, dass Sie schon lange nicht mehr uriniert haben und fühlen dennoch keinen Druck. Plötzlich ist die Blase überfüllt und der Schließmuskel öffnet sich spontan. Der Unterschied zu vielen Inkontinenzbeschwerden beispielsweise nach einer Schwangerschaften ist also die Kombination mit einer zuvor überfüllten Blase! Die oft gehörte Aussage, man warte mit der Operation, bis Sie nicht mehr urinieren können, ist sehr gefährlich! Es wird suggeriert, dass dann immer noch genug Zeit für eine Operation wäre. Aber dann ist es bereits zu spät! Die Lähmung ist eingetreten und betrifft wichtige Funktionen. Selbst nach einer umgehenden Operation (und versuchen Sie mal, das zu organisieren) ist es ungewiss, ob sich der Nerv erholen kann und, ob die Funktion vollständig wiederhergestellt wird. Der Blasenmuskel ist in dieser Hinsicht nicht anders als andere Muskeln!
Bandscheibenvorfälle an unterschiedlichen Lokalisationen beeinflussen verschiedene Nerven und verursachen unterschiedliche Beschwerden
Zur Verdeutlichung nehmen wir an: Ein Lichtschalter ist mit einer Lampe verbunden. Wenn Sie diesen Schalter drücken, geht immer diese Lampe an. Drücken Sie einen anderen Schalter, geht eine andere Lampe an. So verhält es sich auch mit den Nerven im menschlichen Körper. Genau wie ein Elektriker weiß, welche Leitungen wohin führen, weiß Ihr Arzt, welche Nerven wo enden. Versuchen Sie daher, vor dem Gespräch mit dem Arzt gut auf Ihren Körper zu hören, um so genau wie möglich beschreiben zu können, wo das Problem liegt.
Ein Bandscheibenvorfall zwischen L5/S1 kann Druck auf den S1- oder L5-Nerv ausüben. Der S1-Nerv ist verantwortlich für die Wadenmuskulatur. Wenn der Druck extrem hoch ist, kann es sein, dass Sie Ihren Fuß nicht mehr nach unten drücken oder nicht mehr auf Ihren Zehen stehen können.
Wie unterscheiden wir die verschiedenen Nerven?
Zum Glück ist die Anatomie des Menschen größtenteils bekannt. Wir wissen, wo die wichtigsten Nervenverbindungen verlaufen. Der Arzt kann somit durch eine Kombination der durch den Patienten beschriebenen Beschwerden mit seinem Wissen über die Nervenverläufe- und funktionen eine Vermutung über die Ursache der Beschwerden, insbesondere über die Lokalisation einer möglichen Nervenkompression, erarbeiten und einen Plan für das weitere Vorgehen entwickeln. Ergänzend erfolgt in der Regel eine MRT, welche die beste Methode darstellt, um Veränderungen im unteren Rücken zu visualisieren. Eine MRT kann jedoch auch "zu viel" zeigen. Nicht alle Abweichungen vom idealen Normalzustand des Rückens haben Konsequenzen. Es muss also eine klare Übereinstimmung zwischen dem betroffenen Nerv sowie den Beschwerden vorliegen.